Die Oloferne kommt an den Toren der Festung Europa an!

Presse erklärung n°8

Nach einer kurzen Überfahrt von Tunesien ist die Oloferne im Hafen von Lampedusa angekommen.

Sonntag, den 15. Juli, um Mitternacht, ist die Oloferne nach Lampedusa mit einer neuen Crew an Bord aufgebrochen. Die Überfahrt bot die Gelegenheit, selbst weiter zu lernen und zu den juristisch-technischen Aspekten der Rettung auf See zu diskutieren, sowie zu der Repression der Migration im Kanal von Sizilien.

Wie zur Bestätigung dessen, was viele MigrantInnen Boats4People berichtet haben, wurden wir von verschiedenen Patrouillen-Flugzeugen nahe der italienischen Küste überflogen: eine erste um 09:41 Uhr in Position 35°44’028N – 11°38’204E, dann um 11.17 Uhr in Position 35°37’824N – 12°01’546E, jedes Mal in Höhe von 100 bis 200 Metern. Wir haben auch die Präsenz großer Schiffe notiert, die kein AIS aufwiesen – also kein obligatorisches Automatisches Identifizierungs System, mit dem augenblicklich Schiffe geortet werden können (wie ausgeführt unter www.marinetraffic.org). Es liegt nahe, dass es sich um Kriegsschiffe handelte, aber das liess sich nicht nachweisen. Schließlich ist ein schnelles Schiff der italienischen Küstenwache (Guardia Costiera italiana) zwei Stunden vor Ankunft in Lampedusa in Position 35°32’277N – 12°21’291E vorbeigefahren.

Wie wichtig dieses Kontrolldispositiv ist, zeigen die Angaben von Flüchtlingen und MigrantInnen. Viele berichten, dass sie von Aufklärungsflugzeugen nahe Italiens überflogen wurden. Das zeigt aufs Neue, dass die italienischen und europäischen Behörden die nötigen Instrumente besitzen, um schiffbrüchige Flüchtlinge und MigrantInnen auszumachen und zu orten.

Unter Willkommensrufen der AktivistInnen der Askavusa-Organisation und der aus anderen Ländern Angereisten ist die Oloferne gut ans Ende dieser Etappe angekommen. Gruppen von Journalisten, Rechtsanwälten und Aktivisten brechen derzeit gerade auf, um Informationen aus allen Ecken der Insel zusammenzutragen. Am 19. Juli werden von 12:00 bis 13:00 Uhr beim ehemaligen Einwohnermeldeamt an der Piazza Castello, in der Via Roma, zwei Kurzfilme gezeigt werden, und das Projekt Boats4People wird sich vorstellen.

Am selben Tag wird es um 16:00 Uhr eine Pressekonferenz an Bord der Oloferne im Hafen von Lampedusa geben, neben den Büros der Küstenwache, mit Ansprachen von Carmen Cordaro (Rechtsanwältin und Leiterin von Arci), Albert Chaïbou (unabhängiger Journalist und Mitglied von Alternative Espaces Citoyens – Niger), Lorenzo Pezzani (Mit-Gründer der Plattform WatchTheMed im Rahmen des Boats4People-Projekts) sowie SprecherInnen der Vereinigung Askavusa.

Auf die Pressekonferenz wird eine Veranstaltung zum Gedenken an all die stattfinden, die vor den Toren Europas im Meer gestorben oder verschwunden sind. Der Bürgermeister und VertreterInnen verschiedener Vereinigungen werden sprechen. Dann werden einige Werke des tunesischen Künstlerkollektivs Ahle El Kahf zum Thema der Migration der Organisation Askavusa übergeben werden, als Symbol der Solidarität mit den Boat-people auf beiden Seiten des Mittelmeers. Damit wird die Überfahrt von Boats4People zu Ende gehen, aber das Projekt wird mit den Initiativen der örtlichen Organisationen weitergehen, zunächst mit dem Auftakt des Lampedusa Infestival.

Presse-Kontakte:

Carmen Cordaro (Italienisch): +39 33 88 64 02 13

Lorenzo Pezzani (Italienisch): +39 34 07 75 13 03

Nicanor Haon (Französisch / Spanisch / Englisch): +39 32 82 93 71 98